Unter dem Motto „Frauen Leben International“ hatte der Verein Frauenräume in Celle anlässlich des Internationalen Frauentages ins MehrGenerationenHaus zu einer Podiumsdiskussion in die Fritzenwiese 46 eingeladen, in der die Bildungschancen von Mädchen beleuchtet werden sollten. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Projektes „Integration aktiv gestalten“ statt, das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ gefördert wird.

Sieben Länder, sieben unterschiedliche Kulturen, dennoch viele Übereinstimmungen, wenn es um die Schul- und Berufsausbildung von Mädchen und jungen Frauen geht. Inzwischen gibt es zwar fast überall auf der Welt zumindest das Recht auf eine Schulbildung, oft sind jedoch vor allem Mädchen davon ausgeschlossen, wenn die Eltern neben der nötigen Einsicht auch nicht über die finanziellen Mittel verfügen, das obligatorische Schulgeld, geschweige denn eine Privatschule zu bezahlen. Fazit der Veranstaltung, auf der sieben Frauen mit sogenanntem Migrationshintergrund von ihren eigenen Erfahrungen sowie den derzeitigen Verhältnissen in ihren Herkunftsländern berichteten, ist, Bildung steht und fällt mit dem sozialen Status und den monetären Möglichkeiten der Eltern.

Podiumsdiskussion am internationalen Frauentag. Egle Preine, Olha Yanishevska, Hatun Kizilyel, Hannelore Fudeus (Moderation), Marwa Mohammad, Afshan Ahmed, Gold Adekunle, Zandra Gröschner Rico Del Valle.
Foto: Kordula Sommer

So gibt es in Pakistan zwar das Recht auf Schulbildung, wie Afshan Ahmed erklärte, doch letztendlich entscheiden die Eltern, ob ein Mädchen zur Schule geht oder nicht. Auch Gold Adekunle aus Nigeria konnte nur zur Schule gehen und studieren, weil ihr Vater über die entsprechenden Mittel verfügte. Und eine Arbeitsstelle bekam sie danach nur aufgrund seiner hilfreichen Kontakte. Viele ihrer Freundinnen, die ähnlich gut ausgebildet sind, finden keinen Job und sitzen jahrelang zu Hause. Aus Syrien konnte Marwa Mohammad ebenfalls nichts Erfreulicheres berichten. Viele Mädchen absolvieren zwar die neunjährige Schulzeit, bleiben danach aber oft zu Hause. Vielfach liege das nicht nur am fehlenden Geld, sondern daran, dass die Eltern selbst ungebildet sind und eine berufliche Karriere für ihre Töchter als nicht nötig erachten.

Podiumsdiskussion am internationalen Frauentag. Gold Adekunle berichtet von ihren Erfahrungen.
Foto: Kordula Sommer

Ohne eine qualifizierte Ausbildung bleibt den jungen Frauen jedoch nur ein schlecht bezahlter Job in einer Fabrik, wo sie weder krankenversichert sind, noch ein Kündigungsschutz besteht. Hatun Kizilyel aus der Türkei und Zandra Gröschner Rico Del Valle aus Mexico bestätigten auch aus ihren Herkunftsländern eine weitreichende Benachteiligung von Mädchen, vor allem im ländlichen Raum, die mit traditionellen Vorstellungen, aber auch viel mit mangelnden finanziellen Möglichkeiten zu tun hat. Die Situation sei zwar nicht mehr ganz so dramatisch wie zu ihrer Zeit, als sie ihren Schulbesuch entgegen des Willens ihrer Mutter mutig durchsetzte, sagte Hatun Kizilyel, jedoch würden die Mädchen im Vergleich zu den Jungen noch immer benachteiligt.

Nur Egle Preine konnte aus Litauen Positives berichten. Für ihr Heimatland sieht sie die Probleme der Benachteiligung nicht. Sie war eher verblüfft über die Verhältnisse hier in Deutschland, wo sie sich zwischen Kind und Karriere entscheiden sollte und die fehlende Kinderbetreuung es berufstätigen Müttern schwer macht, ihrer Arbeit nachzugehen. Frauen in Litauen waren in ihrer Wahrnehmung schon immer berufstätig und im gesellschaftlichen Leben sowie in der Politik sichtbar vertreten, einen Gendergap wie zum Beispiel in Deutschland gäbe es nicht, betonte sie. Ähnlich äußerte sich Olha Yanishevska aus der Ukraine, die erst vor einem Jahr mit ihren Kindern vor dem Krieg nach Deutschland geflohen ist. Jungen und Mädchen profitierten in gleicher Weise von dem Bildungssystem ihrer Heimat. Da viele Schulen des Landes inzwischen zerstört sind, versuchen die Verantwortlichen, den Unterricht online aufrecht zu erhalten, an dem auch viele Kinder teilnehmen, die zurzeit in Deutschland zur Schule gehen.
Nach den lebendigen Beiträgen der Podiumsteilnehmerinnen nutzten viele der Besucherinnen die Möglichkeit, mit ihnen bei einem leckeren Buffet ins Gespräch zu kommen und tiefergehende Fragen zu stellen. Die lebhafte Stimmung zeugte davon, dass es viel zu fragen und zu antworten gab.

Podiumsdiskussion am internationalen Frauentag.
Foto: Kordula Sommer

Text: Regina Seidel