„Ich bin ja kein Rassist, aber …“ – bei der 8. Demokratiekonferenz in der CD-Kaserne hat Prof. Dr. Blaise Feret Pokos am Mittwochabend eindrücklich über Alltagsrassismus referiert. Unter dem Titel „Alltagsrassismus: was Sie nie über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten!“ teilte er mit den rund 80 Gästen in der Halle 16 seine Gedanken zu dem Thema. Dabei blieb bei vielen Zuhörer*innen vor allem eine These im Gedächtnis: „Rassismus ist eine Frage des Herzens“, sagte der Berliner Professor, der seine ersten beruflichen Schritte in Deutschland 2008 in der CD-Kaserne gegangen war.

Prof. Dr. Blaise Feret Pokos bei seinem Vortrag.
Foto: Luca Völling

Der Sozialwissenschaftler erklärte seine Aussage, indem er darlegte, dass der Begriff „Rasse“ aus wissenschaftlicher Sicht „Schwachsinn“ sei, aber es trotzdem gebildete Leute gebe, die rassistisch seien. Diese Leute würden es nicht verstehen wollen, so Professor Pokos. Es gebe aber auch Menschen, die man erreichen könne. Aufgabe von Politik, Polizei und Gesellschaft sei es, gemeinsam und entschieden gegen (Alltags-)Rassismus vorzugehen. Er empfahl dabei auch einen Blick in den Spiegel: „Wie ist es denn bei mir selbst?“, fragte der Referent, der auch einen Bachelor-Abschluss in Theologie hat. Über Generationen seien bestimmte Bilder unkritisch weitergegeben worden. „Die Theorien sind latent und unterschwellig da“, so der Sozialwissenschaftler.

Er blickte auch auf das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, nach dem „niemand wegen seiner Rasse benachteiligt oder bevorzugt werden darf“. „Die Behauptung, dass es Menschenrassen gibt, ist schon rassistisch“, stellte Pokos klar. Der Theologe ist davon überzeugt, dass es „bis ans Ende der Welt“ Rassismus geben werde. „Aber wir müssen den Mut fassen, uns einzumischen“, sagte Pokos. Er appellierte an die Zuhörer*innen, Zivilcourage zu zeigen, wenn man Alltagsrassismus mitbekomme.

Zu Beginn der Veranstaltung hatte Celles Stadträtin für Soziales und Kultur, Susanne McDowell, gesagt, dass alle bei dem Thema noch viel lernen könnten. Sie lobte die Arbeit in der Koordinierungs- und Fachstelle (KuF) im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und betonte die Sinnhaftigkeit und das unbedingte Erfordernis dieses Engagements. Kai Thomsen, Geschäftsführer der CD-Kaserne und Projektleiter der gerade aktualisierten Wanderausstellung „Oh, eine Dummel“, die den Besucher*innen der Demokratiekonferenz präsentiert wurde, kündigte an, im Frühjahr eine neue Ausstellung zu konzipieren. Dabei soll es um die Kommunikation zwischen den Menschen gehen und wie die Probleme unserer Zeit angepackt werden können. Sinja Jaskulla und Thea Kirsten von der KuF warben dafür, im kommenden Jahr Projekte in der Partnerschaft für Demokratie in Celle umzusetzen.

Thea Kirsten (links) und Sinja Jaskulla begrüßen die Gäste bei der Demokratiekonferenz.
Foto: Luca Völling

Bei der Talkrunde berichteten neben Professor Pokos auch Rosine Nangue, Suzan Yilmaz und Simeon Behre von ihren Erfahrungen mit Alltagsrassismus, aber auch von positiven Erlebnissen. Behre empfahl einen Perspektivwechsel. „Es ist immer gut, sich in den anderen hineinzuversetzen“, sagte der Berufsschullehrer. Rosine Nangue und Suzan Yilmaz erzählten, dass sie durch ihr Engagement innerhalb der Gesellschaft viele positive Rückmeldungen bekommen würden. Moderator Ercan Carikci schloss schließlich mit den Worten, dass es im Grundgesetz zurecht heiße, dass die „Würde des Menschen“ unantastbar sei. Da stehe nicht, dass sich dieses Grundrecht „nur“ auf die Würde des Deutschen beziehe.

Talkrunde bei der Demokratiekonferenz in Celle (von links) Prof. Dr. Blaise Feret Pokos, Rosine Nangue, Suzan Yilmaz, Simeon Behre und Ercan Carikci.
Foto: Christopher Menge

Die Demokratiekonferenz wurde im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugendliche.