Musik als Brücke der Kulturen

„Bridge over troubled Water  – Die Brücke über das turbulente Wasser“ – Dieses Bild fand Sabine Schöllchen, Vorsitzende des Vereins KulturTrif(f)t, für das neue Wagnis der engagierten und mutigen Akteure und Akteurinnen.

Würde es gelingen, ein Konzert zu geben, ohne sich vorher jemals in der Gesamtheit getroffen zu haben, nach mehrmals wechselnden Besetzungen und für die meisten befremdlichen Treffen auf einer Internetplattform? Es galt viel zu verlieren, wollte man sich doch nicht, wie man umgangssprachlich sagt „zum Affen machen“.

Die Veranstaltung war ausverkauft – zumindest das Publikum stelle sich mutig der Herausforderung – und Musiker und MusikerInnen aus fast allen Kontinenten hofften, dass das, was man sich vorgenommen hatte, auch in die Realität umzusetzen sein würde. Eine Art Generalprobe hatte es nie gegeben!

Das Unterfangen startete im November 2020. Unterstützt durch Mittel von „Demokratie  Leben“ wollte man sich zu einem Workshop zusammen finden und eigentlich nur locker Musik zusammen machen –  3 oder 4 Tage und dann ein kleines Konzert für Familie und Freunde in den Räumlichkeiten der KulturTrifft geben.

Wie es das Vereinsziel ist: Eigene kulturelle Besonderheiten vorstellen und die Gepflogenheiten der anderen Kulturen kennenlernen – Akzeptieren, Gemeinsames gestalten und auch das Besondere herausstellen und bewahren – mit Unterschiedlichen Instrumenten, Musikstilen und gesanglichem Erbe.

Ruhig, fast verträumt startete, die Syrische Gruppe mit Hevi Jusef, Adnan Horo und Ronican Acar.
Die orientalischen Instrumente sind noch für viele Ohren ungewohnt. Hevi Jusefs weiche, warme und auch eindrucksvoll kräftige Stimme schlich sich in jedes Ohr. Schon wiegte sich das Publikum und begleite die Gruppe mit rhythmischem Klatschen.

Vertrauter die Jazzanklänge des aus Polen stammenden Irek Kulakowski an der Querflöte mit seinem Duo-Partner Johannes Schafer an der Gitarre. Dem Herzschlag folgend und ausgesprochen mitreißend, schwoll die zunächst noch etwas verhaltene Stimmung im Publikum an. Sein Sohn Matti Kulakowski stieß erst vor einigen Tagen zu der Gruppe dazu und bereicherte das Experiment mutig und entschlossen mit seinem Rap.

Kerstin Herzog und ihre Mitstreiterinnen der Trommelschule DrumInn, Nina Scholz, Friedericke Schadt und Petra Lampe animierten die Gäste zum Mittrommeln. Sie trommelten mit für Ibro Konatè, der Sonntag leider nicht dabei sein konnte. Kerstin Herzogs Aufforderungen „Erst ich“, dann „ihr“, leisteten die Gäste begeistert Folge und die MusikerInnen der anderen Gruppen begleiteten sie mit ihren (Percussion)instrumenten.

Gegenüber auf der Tribüne ging ein Strahlen über die Gesichter.

Was wollte man mehr: Die eindrucksvolle Kulisse des Schlossinnenhofs, das super Sommerwetter und ein Gefühl, einen Kurztrip durch die so schmerzlich vermissten Urlaubsregionen machen zu können.

„Ci sas“ – vielleicht, dachten sich John Vega aus Peru und Sansin Olm aus der Türkei, geht das Publikum mit bei „la cocaracha“ und sie hatten eine gute Wahl getroffen. Kaum Eine(r) konnte sich den spanischvorgetragenen Evergreens verschließen.

Betty Garcès Bedoya, kolumbianische Opernsängerin, bedankte sich mit „Summertime“ und „Oh happy day“ für ihre so freundschaftliche Aufnahme in Celle, als sie im vergangenen Jahr coronabedingt auf der Durchreise nach China in Celle steckenblieb. Roland Loy begleitete sie mit Gesang und am Piano, Irek Kulakowski improvisierte gekonnt und einfühlsam mit der Querflöte. Beide wussten morgens noch nicht, was dann nachmittags von ihnen erwartet wurde.

Betty Garcés erhält derzeit ein Stipendium der RWLE Müller-Stiftung, was ihr den Aufenthalt in Celle in schwierigen Zeiten ermöglicht.

Launig moderierte Sabine Schöllchen: „Was will man in China? Hat man doch in Celle fast alles – noch dazu den KulturTrifft- Freundeskreis“.

Der emotionale Höhepunkt des Nachmittags war unbestritten ein von Allen vorgetragenes selbst erarbeitetes Stück – Text und Melodie überwiegend von Hevi Jusef und John Vega, mit Übersetzungen und Improvisationen der gesamten Gruppe. Es greift die Stichpunkte: Glück, Gemeinschaft, Hoffnung und Zuversicht auf.

Das Stück besteht aus Anteilen aller vorweg vorgetragenen Musikstile und einem Text in deutscher, kurdischer, arabischer, spanischer und englischer Sprache und stellte eindrucksvoll dar, wie gut es gelungen ist, miteinander zu arbeiten und zu musizieren. Alle noch so unterschiedlichen Instrumente kamen zum Einsatz und wie eine große Familie präsentierte sich die Gruppe auf der Bühne und schloss dabei auch das Publikum vollständig mit ein. Ganz im Sinne des Rotary Clubs Celle, der eine abschließende Produktion des musikalischen Ergebnisses finanziell unterstützt. Man wird dieses „Spektakel“ später nachhören können auf:  www.kulturtrifft.de.

Unbestritten wurde erreicht, was sich die MacherInnen der KulturTrifft gewünscht hatten:
Eine fulminante Musiksession, die in der Stadt zu hören war und die bewies:

Zusammen sind wir stark – wenn wir nur wollen und fest daran glauben, dass fast alles machbar ist.

Für Alle, everybody, todo del mundo, tutti, tevbihevra, hep beraber…wie noch nicht ganz flüssig von der Moderation vorgetragen wurde…😊

Roland Loy, Produzent aus Hannover, unterstrich, welche besondere Gemeinschaftsleistung die Gruppe erbracht hat und wieviel Freude es ihm und allen Mitwirkenden gemacht habe, dabei zu sein.

Der besondere Dank galt auch Zandra Gröschner Rico del Valle aus Mexiko, Projektleiterin und Organisatorin seitens der Kulturtrifft, für ihre große Beharrlichkeit und die ständige Bereitschaft alle bei „Laune “ zu halten, damit in den schwierigen Phasen das Vorhaben nicht zum Scheitern verurteilt war. Wolfgang Decker, der ursprünglich das Projekt mit angeschoben hatte und nun gesundheitsbedingt nicht dabei sein konnte, wurde in Gedanken miteingeschlossen.

Beseelt ergoss sich die illustre Gruppe aus Akteuren und Gästen in den sonnigen Sonntagabend und wurde dann später noch an den verschiedenen Tischen in der Innenstadt im lockeren Beisammensein gesehen.

Wie schön, dass „Manege frei“ und das Schlosstheater, mit Lukas Rosenbaum, der auch gelegentlich ins Schwitzen kam, dieses besondere Erlebnis ermöglicht hat.

Konzerte der Initiative "Kultur trif(f)t" im Celler Kultursommer im Schlosshof

Konzerte der Initiative „Kultur trif(f)t“ im Celler Kultursommer im Schlosshof. Foto: Hubertus Blume

Konzerte der Initiative „Kultur trif(f)t“ im Celler Kultursommer im Schlosshof (2021)

Konzerte der Initiative „Kultur trif(f)t“ im Celler Kultursommer im Schlosshof (2021)

Konzerte der Initiative „Kultur trif(f)t“ im Celler Kultursommer im Schlosshof (2021)

Projektträger: Kultur trif(f)t